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SCHACHSEMINAR 09. - 12.05 2013
K R E U Z T A L - K R E D E N B A C H



Alle Seminarteilnehmer des Dortmunder SV vor dem Landhotel Merje in Kreuztal-Kredenbach 2013
(v.l.): Hirschler, Becker (Referent), Lanwehr, Kuttnick, Grawe, Marienfeld, Giesenberg, Busse, Werninghaus(hinten), Kaß, Labsch, Gravekarstens, Schleuß, Schleif, Waldmann, Herrmann, Sobottka.


Kuchen und Radler - das geht auchErstmals führte uns der jährliche Schachausflug in das Siegerland. Wie von vielen Teilnehmern gewünscht sollte es in diesem Jahr eine kurze Anfahrt geben, und mit knapp 100km Wegstrecke war sie so kurz wie selten. In Kreuztal-Kredenbach fand Klaus-Peter Werninghaus mit dem Landhotel Merje ein Kleinod. Mit 17 angemeldeten Teilnehmern plus Referent belegten wir die angebotenen Zimmer fast vollständig, leider musste Christoph Heinrich aufgrund einer schweren Erkältung am Reisevormittag absagen und konnte auch nicht mehr nachkommen. Gegenüber dem Vorjahr hatten wir die Teilnehmerzahl dennoch leicht gesteigert, und dennoch hatte die Gruppe diesmal eine andere Zusammensetzung. Mit Udo Marienfeld, Christoph Herrmann und Hans-Gerald Sobottka fuhren drei "Frischlinge" mit. Christoph Waldmann aus Hannover und Angela Giesenberg vom SC Hansa waren als "Gäste" auch in diesem Jahr wieder am Brett. Unser beliebter Referent Peter Becker wurde wie jedes Jahr am Bahnhof eingesammelt. Die langjährigen Zimmergenossen teilten wie gehabt ihre Doppelzimmer. Die übrigen waren in bequemen Einzelzimmern allesamt fußläufig in der 1.Etage untergebracht. Der Fensterblick des Chronisten ging direkt auf den Biergarten, der zur Ankunft von einem Motorradklub bevölkert wurde. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte: Radler und Apfelkuchen mit Sahne schmecken auch gemeinsam.

Schalke-Figur in FensternischeHatte die an der Rezeption ausliegende Vereinszeitschrift eines nur vom Referenten Peter Becker und dem diesmal nicht mitgefahrenenen Gerd Ziemek geschätzten Fußballklubs für einige Irritationen gesorgt, wurde zum Abendessen klar, dass wir uns in einer blau-weißen Enklave befanden. Aber das nahmen alle sportlich. Es gab Krüstchen vom Leberkäse zu Abend. Um 19:30 Uhr begrüßte uns Peter Becker wie in den vergangenen Jahren mit einem historischen Hinweis zu unserem Ausflugsziel. Im benachbarten Grund, einem Ortsteil von Hilchenbach, wurde Johann Heinrich Jung-Stilling geboren, der auf Anregung von Goethe die erste deutsche Autobiografie schrieb (immerhin 6 Bände!) und als Augenarzt praktizierte und mit seiner Star-Operation vor allem vielen Armen das Augenlicht rettete. Zudem stammt Peter Paul Rubens aus der Gegend. Und an die "vergessene" Schach-Olympiade im nahen Siegen 1970 sei hier auch gern noch einmal erinnert. Das Thema in diesem Jahr: "Von der Aktivität zum Vorteil" wurde vom Referenten überwiegend anhand aktueller Partien aus den letzten 12 Monaten vorbereitet.

Wegen der neuen Gesichter stellten sich alle Teilnehmer (mit Ausnahme des Spielleiters: "Wer mich nicht kennt, ist selber Schuld") in einer kurzen Runde den anderen vor. Danach ging es mit Schach weiter. Unterhaltsame Kurzpartien stimmten uns auf das Thema ein, darunter eine kurze Verlustpartie des aktuellen Weltmeisters (Alonso Zapata - V.Anand (Biel 1988), eine Reti-Partie, Teske-Schneider (Schach 2/2013), Hertneck-Ganguli (10/2012) Svane-Geske (3/2013)). Beim Sieg des "Schachprinzen" R.Svane gefiel den Teilnehmern vor allem der veröffentlichte Kommentar: "Schach ist Mannschaftssport". Beim Nachspielen der Partie wird deutlich, was damit genau gemeint ist. Um 21:30 Uhr war die Konzentration allmählich aufgebraucht.

Als wir dann zum gemütlichen Teil übergehen wollten, wurden wir unerwartet überrascht: weil die Wirtsleute am Feiertag den ganzen Tag ihr Haus geöffnet hatten, war um 22 Uhr Feierabend. Also bestellten wir Bier gleich halbliterweise; ein Schachfreund nahm gleich drei Viertel Wein in der letzten Bestellung.



Schach am Freitag

Abendstellung, Weiss: Ka5,Ld6,Sd3,Ba4,b3,e5,d4,f4,g5,h6; Schwarz: Kc8,Sd7,Lf7,Ba6,b7,c6,d5,f5,g6,h7


Mit der Partie Anand-Caruana begann die Einheit am Freitagvormittag. Der geschlossene Spanier war der perfekte Einstieg in ein hohes Niveau. Es folgten 2 Partien von Magnus Carlsen, den unser Referent in seinem Spielstil als Nachfolger von Bobby Fischer präsentierte. Gegen Sokolov und gegen Howell wurde der typische Carlsen offenbar: er will das Mittelspiel gewinnen, und das läuft bei ihm nicht über ausgefeilte Eröffnungsvarianten. Die Aufmerksamkeit war ungebrochen und die Zeit reichte noch für eine weitere Partie. Mit Caro-Kann bekam unser Vorsitzender unverhofft ein besonderes Bonbon serviert. Zum Mittagessen gab es Tafelspitz, Kartoffeln und eine große Gemüseplatte, die mit der dazu gereichten Sauce Hollandaise auch ohne die Fleischbeilage wunderbar schmeckte.

Auch ausgeschlafen unterschied sich dieser Seminarmorgen nicht von denen anderer Jahre. Die Frühaufsteher versammelten sich nach Brötchen, Eier und kleiner Bauer-Joghurts im Biergarten um ein Brett und kiebitzten. Um 9 Uhr verwandelte die Wirtin im Handumdrehen den Frühstücksraum in unseren Seminarraum und wir fingen pünktlich an! Im Vordergrund stand die Stellung vom Vorabend aus einer Naiditsch-Partie. Beispielhaft ist an dieser Stellung zu sehen, was den Unterschied zwischen Aktivität und Passivität ausmacht.

Nach der Mittagspause stand Königsindisch auf dem Seminarprogramm. Der Chronist fühlte sich an das erste Seminar in Tecklenburg erinnert, als es auch um dieses Thema ging. Und so sehr sich doch die Ideen und die Pläne in dieser Eröffnung nicht zuletzt durch den großen Einfluß von Kasparow entwickelt haben, so ist die grundlegende Strategie, die 1953 durch Gligoric erstmals auf dem Brett vorgestellt wurde, unverändert geblieben. Mit Fridman - Naiditsch und Georghiu - Kasparow lernten wir das schwarze Spiel gegen eine weiße Damengambitstruktur kennen. Und mit Psachis - Kasparow und Nakamura - Giri präsentierte unser Referent das Spiel gegen einen weißen Aufbau ohne Damengambitmotive. Insbesondere die letztgenannte Partie zeigte uns, wie wir es schaffen, vom "Rühren in der Stellung" zu einem konkreten Plan zu kommen.
Schon vor Seminarbeginn stand Schach im Mittelpunkt
Noch Rühren oder schon Plan? Ein geplanter Schluck vor 1.e4
Noch Rühren oder schon Plan?
Ein geplanter Schluck vor 1.e4

Zur Halbzeit des Partienquartetts erwartete uns eine Herausforderung der besonderen Art. Im Laufe der vergangenen Seminare haben sich, was die Ausgestaltung der Pause am Nachmittag angeht, zumindest in der Pause am ersten Seminartag die Leckermäulchen durchgesetzt. Diesmal waren Waffeln mit heißen Kirschen, Sahne und Eis das Objekt der Begierde. Die Größe der Doppelwaffel stellte eine imposante Hürde dar. So mancher mußte nach der wonnigen Völlerei den Wunsch nach einem verspäteten Mittagsschlaf unterdrücken. Von der abendlichen Sülze mit Bratkartoffeln ging viel wieder in die Küche zurück. Der Abend klang mit den traditionellen Doppelkopf- und Skatrunden aus. Und es wurde dabei natürlich spät.

Manfred Labsch, Helmut Kuttnick und Jürgen Schleuß beim Skat Werbung für Sülze
Manfred Labsch, Helmut Kuttnick und Jürgen Schleuß beim Skat
Hinweis im Biergarten



Samstagmorgen mit Schach


Nicht alle waren pünktlich; aber ohne Kater erschienen alle Schachfreunde zum Frühstück. Sollten wir auf unsere Tage noch solide werden? Bevor der geneigte Leser sich Gedanken oder Sorgen macht: am Nachmittag stand ein Highlight für alle Dortmunder auf dem Programm: der Besuch der Krombacher Brauerei. Und es war müßig zu diskutieren, ob die Leber besser erholt oder trainiert den Ausflug begleitete. Aber zuvor stand ein anspruchsvolles Seminarprogramm mit dem Schwerpunkt Damengambit an.

Es ging los mit der "besten Partie des Jahres", die von Weltmeister Anand mit Schwarz gegen Aronjan in Wijk an Zee gespielt wurde. (Eine Anmerkung: ohne Kenntnis des Seminarinhalts hat unser Dortmunder Trainer eine Stellung aus der Partie am folgenden Donnerstag in seinem monatlichen Training verwendet. Unter den anwesenden Schachfreunden waren auch vier Seminarteilnehmer.... wieviele von ihnen haben wohl den richtigen (Springer-)Zug gefunden?) Weil viele Kommentatoren Parallelen zu der Partie Rotlevi-Rubinstein von 1907 gezogen haben, stellte Peter uns diese Partie aus Knaurs Schachbuch von Martin Beheim-Schwarzbach auch noch vor. Der Chronist erinnerte sich bei dieser Gelegenheit: das war das erste Schachbuch von inzwischen fast 200 Schachbüchern. Nach kurzer Kaffeepause ging es weiter mit Giri - Caruana, einem guten Beispiel für die Folge Aktivität - Vorteil - Plan - Zug. In die gleiche Richtung geht es bei der "Lehrpartie" Kramnik - Aronjan, diesmal gepaart mit dem Ausnutzen einer offenen Linie. Zu Mittag erwartete uns ein kräftiger Eintopf mit jeder Menge Bockwurst und verschiedenem Brot - sehr lecker!

Frühzeitig machten sich 12 Schachfreunde auf den Weg nach Krombach. Um 16 Uhr ging es mit einem beeindruckendem Werbefilm los, 5 Beamer zeigten parallel ein phantastisches Panorama. Dann wurde die 350 Besucher in eine Vielzahl von Gruppen aufgeteilt und es ging im Schweinsgalopp an riesigen Bottichen vorbei. Zu sehen gab es im Grunde nichts. So blieb uns die Abfüllanlage verwehrt, weil sie am Samstag ruht. Und unsere Führerin drängte aufs Tempo, weil wir "nur eine Stunde für den Umtrunk" hätten. Derart gespannt betraten wir einen großen Gastraum, der für alle Besucher Platz bot. Es dauerte etwa 5 Minuten, bis das erste Bier kam. Peter wurde nervös und bestellte sich ein Alkoholfreies an zwei verschiedenen Stellen - und bekam beide. Angela glaubte nicht wirklich an eine Fassbrause Holunder - doch sie kam an. Vollkornbrot und ein vorzüglicher Schinken gerieten danach erst in den Fokus und dann auf den Teller. Und dann kam Bier wie ein Tsunamie bis zum Abwinken. Unsere Bedienung stellte jedem, der nicht protestierte, gleich drei Gläser auf einmal auf den Tisch! Wir beobachteten ein Fünfertisch mit trinkfesten Jungs, die alle 10 Minuten ein Tablett mit jeweils 25 Pils angeliefert bekamen - und sie tranken! Gezählt wurde schon lange nicht mehr, als die verbliebenen 4 Schachfreunde auf ihr Taxi warten mussten und einen jungen Staubsaugervertreter kennenlernten, der alle zwei Wochen zum Abfüllen zur Brauerei kommt.

Impression aus der Brauerei


Es gab um 19 Uhr noch Abendessen im Hotel. Und keiner der Brauereibesucher fiel aus der Rolle, die meisten genehmigten sich im Laufe des Abends sogar noch das ein oder andere Bier! Und beim DoKo wurde festgestellt, dass wir nicht wegen des schnöden Mammon, sondern wegen des Spaßes spielten.


Sonntag


Am Sonntag wurde erst die Aufgabe aus einer Carlsen-Partie vom Vorabend gelöst, dann waren wir bereit für die komplizierteste Partie des Jahres mit dem überraschendsten Zug. Im Spiel Mons - Feuerstack kommt es zu einer Situation, in der Schwarz in einem Zug neun verschiedene Schachs geben kann, aber ein nichtschachgebender Zug ist stärker als alle anderen. Anstrengend, lehrreich und faszinierend zugleich. Nach längerer Pause, die zum Packen genutzt wurde, folgten noch zwei Partien. Shirov - Areschenko und eine Naiditsch-Partie zeigten jeweils eine Parallele zu dem bisher Gelernten.

Mit der obligatorischen Fragestunde endete unser Seminar. Ein Lösungsblatt erinnerte uns an parallel zur Brauereibesichtigung verteilten Aufgaben. Unser Referent Peter hält sich das Himmelfahrtswochenende 2014 frei. Der Chronist auch. Wer noch? Und wo geht es diesmal hin?? Die Vorfreude ist schon groß.



Alle Beispielpartien zum Nachspielen, zusammengestellt von Hans-Gerald Sobottka
Die obigen Bilder stammen von Klaus Lanwehr und Manfred Gravekarstens(Brauerei), die folgenden von Walter Hirschler.


Unser Referent P.Becker in der Seminarpause Gespräch in der Seminarpause
Peter entspannt in der Seminarpause
Juchhu, sie hängt noch ein Jahr als Gastspielerin dran!
Unser Referent P.Becker in der Seminarpause Gespräch in der Seminarpause
Helmut Kuttnick und Jürgen Schleuß
Wir nehmen Platz am gedeckten Krombacher-Tisch
Unser Referent P.Becker in der Seminarpause Gespräch in der Seminarpause
Wir haben unsere eigene Lichtgestalt
Schon früh gab's Bier im Dreierpack
Unser Referent P.Becker in der Seminarpause Gespräch in der Seminarpause
Lustig, lustig; ja, was haben wir gelacht
Auch alkoholfrei wurde probiert
Probiertes Sortimen
Vielfalt zur Halbzeit