SCHACHSEMINAR 29.Mai - 01.Juni 2003
S T E N D A L




Seit 2 Jahren ist die Seminardauer von 4 Tagen bewährt, und so war es auch für dieses Mal geplant. Allerdings begannen die Planungen mit vielen Unwägbarkeiten: Hatte doch unsere Zweite am Abschlußsonntag noch die letzte Runde der laufenden Saison zu spielen, und leider war der Klassenerhalt noch nicht gesichert. Erfreulichere Probleme gab es für die Erste: Trotz einer Saison mit Ersatzstellungsrekord wurde der 2.Platz der Bezirksliga erreicht und damit die Qualifikation zur Stichkampfrunde um den Verbandsklassenaufstieg gesichert. Der erster Kampf: natürlich auch am Seminarabschlußsonntag. Als dann auch noch die Deutsche Bahn nach ihrer Reform die durchgehenden Züge von Dortmund nach Stendal gestrichen hatte, der 1. ökumenische Kirchentag sowie das deutsche Fußball-Pokalfinale im nahen Berlin stattfand, war das Chaos perfekt. So reiste diesmal nur eine kleine Fünfergruppe mit dem Zug an, 10 weitere Schachfreunde verteilten sich auf 3 PKW. Waldmann kam schon vormittags mit dem Zug an.

Kuttnick, Wesnigk, Hirschler und Waldmann stärken sich nach der Zugfahrt Gleis 5 des Bahnhofs im Renovierungszustand
v.l.n.r.: Kuttnick, Wesnigk, Hirschler und Waldmann
stärken sich nach der Zugfahrt
Gleis 5 des Bahnhofs im Renovierungszustand



Gleich nach der Ankunft genossen die Zugfahrer und die mit dem ersten Auto angereisten Flierdl, Kuttnick und Lanwehr das Straßencafe des Hotels gegenüber des schön renovierten Bahnhofs. Wir konnten die großzügigen Zimmer beziehen und bereiteten noch vor dem Abendessen den gut ausgestatteten Seminarraum vor. Nach und nach kamen auch die übrigen Autos an. Um 18:30 Uhr genossen alle Teilnehmer Ente an Rotkohl und Klößen, eine Stunde später begann die erste Seminareinheit zum Thema "Kampf um das Zentrum". Als dann um 22:30 Uhr ruhigen Gewissens das ein oder andere Pils genossen werden konnte und die Spielkarten auf den Tisch kamen, hatten wir einen gelungenen Seminarauftakt hinter uns.


Der Freitag stand ganz im Zeichen des Schachs. Direkt nach dem Frühstück um 9:15 Uhr begann unser Referent P.Becker mit der ersten Einheit. Am Beispiel "Sizilianisch" wurde das Vortagsthema fortgeführt. Vor dem Mittagessen wurde bei strahlend schönem Wetter das obligatorische Gruppenfoto gemacht:

alle Seminarteilnehmer vor dem Hoteleingang

v.l.n.r: Wahle, Hirschler,Hering, Kaß, Lanwehr, Rabe, Wesnigk, Labsch, Werninghaus, Meyer, Waldmann, Beckers, Grawe, Eschmann, Kuttnick, Flierdl, Schleif.



Die leeren Bäuche füllten sich gern mit Hühnerfrikassee. Einige Schachfreunde konnte auch in der anschließenden Pause nicht die Finger von den Figuren lassen, andere legten sich ein Stündchen aufs Ohr oder bummelten durch das sehenswerte Stendal. Ab 15:00 Uhr waren wieder 3 Stunden Schach angesagt. Wir begannen mit 3 taktischen Stellungen im Turmendspiel. Später wurde das Thema "Kampf um das Zentrum" an 2 Beispielen zur Pirc-Verteidigung vertieft. Um 18:30 Uhr gab es für die erschöpften Kämpen Matjes mit Bratkartoffeln oder wahlweise Bauernfrühstück zum Abendbrot. Mit einer Aufgabe zur Schachtaktik ging es dann zum Abendprogramm: Schach, Skat und Doppelkopf. Im Gegensatz zum gestrigen Abend waren diesmal alle vor 2:00 Uhr im Bett.


Samstag Morgen schwächelte der ein oder andere Seminarneuling, die übrigen saßen putzmunter um 9:15 Uhr bereit zum nächsten Training. Ab 11 Uhr teilte sich die Gruppe: während der Großteil den Kampf um das Zentrum im Damengambit analysierten, hörten sich Hering, Hirschler, Waldmann und Lanwehr in der St.Marienkirche ein Orgelkonzert auf der über 400 Jahre alten Scherer-Orgel an. In dieser, mit Marienbildern geschmückten evangelischen Kirche befindet zudem eine astronomische Uhr aus der Zeit um 1580. Auf dem Rückweg konnte die Gruppe noch einen Abstecher in den Dom St.Nikolaus machen und war dennoch zum Mittagessen wieder pünktlich zurück.

Um 13:08 Uhr ging es für 9 Schachfreunde mit dem Zug nach Tangermünde, 5 weitere quetschten sich in einen PKW. Als Geheimtipp wird Tangermünde gehandelt und ist nur wenigen bekannt, dabei war das kleine Städtchen 5 Jahre Hauptstadt des hl. röm. Reiches dt. Nation unter Karl V.

Stadttor von Tangermünde zum Elbufer hin



Sehenswert ist die fast vollständig erhaltene und renovierte Stadtmauer mit 3 Toren, das Rathaus, die Stephanskirche, der Eulenturm und die 8 Storchenpaare, die in der Stadt brüten. Bei einer flotten Stadtführung konnten wir uns doch ein recht genaues Bild von dem malerischen Tangermünde machen.

Die Schachfreunde auf der Rathaustreppe in Tangermünde




Um 15:43 Uhr ging es wieder zurück, um 16:30 Uhr stand wieder Schach auf dem Programm. Die traditionelle Fragestunde mündete in eine Wette zwischen den Herren Becker und Kuttnick um eine Aussage von Tarrasch nach einer Niederlage in Düsseldorf 1908. Nach dem Seminar fand unser Referent heraus, daß zum einen Tarrasch sich mit der "rauhen Seeluft" für seine Niederlage Düsseldorf 1908 zu rechtfertigen suchte. Zum anderen hat Tarrasch die "balsamische Seeluft" in Hastings 1895 für sein (gar nicht schlechtes) Abschneiden verantwortlich gemacht (nachzulesen in Vidmar, "Goldene Schachzeiten" als ausführliches Zitat). Auf Vorschlag von Peter Becker geben beide je eine Runde an die Teilnehmer des nächsten Seminars aus!

Um 19:00 Uhr nahmen 6 Schachfreunde am 7. Stendaler Blitzopen teil. 11 Runden Blitzschach in angenehmer Atmosphäre ersetzten das traditionelle Blitzturnier, daß sonst Bestandteil jeden Seminars ist.

3 strahlende Gesichter (v.l. Waldmann, Hering, Hirschler) mit je 2 Punkten nach 5 Runden

Waldmann, Hering und Hirschler (v.l.) mit je 2 Punkten nach 5 Runden


Nach 10 Runden saßen 2 DSVler an den ersten beiden Brettern. Die Spitzenpaarungen hießen Waldmann gegen Kasparov (nicht der Schachweltmeister, sondern Sergej mit einer ELO von 2440. Lanwehr unterlag ihm schon in der ersten Runde) und Lanwehr gegen Alekseev (ELO 2350).

Waldmann und Lanwehr an den Spitzenbrettern Turniersaal in der 10. Runde
Waldmann und Lanwehr an den Spitzenbrettern
Blick in den Turniersaal


Nach 11 Runden schweißtreibenden Spiels standen die Sieger fest. Kasparov gewann mit 10,5 Punkten vor Alekseev mit 10 Punkten sowie Kresse und Kottke mit je 7 Punkten. Eschmann erhielt den Frauenpreis und gewann so nach Abzug des Startgelds 9 EURO!

Platz / Name Pkt. Buchh.
6. Lanwehr 6,5 73,5
7. Waldmann 6,5 67,0
14. Wesnigk 5,5 64,0
20. Hering 5,0 54,5
21. Hirschler 5,0 53,0
22. Eschmann 5,0 46,5



Referent P.Becker in einer Seminarpause


Sonntag ging es direkt nach dem Frühstück für die meisten Richtung Heimat zu den Mannschaftskämpfen. Kaß, Eschmann, Meyer, Grawe sowie Hering, Schleif und Werninghaus konnten noch bis nach dem Mittagessen bleiben und sich mit Feinheiten des Nimzowitsch-Indischen sowie im Katalanischen beschäftigen. Für unseren Referenten klang ein schönes Schachseminar so auch etwas ruhiger aus.